SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG = UNSERE VERANTWORTUNG
von Berthold Körner
„Unsere Schwester, Mutter Erde (…) schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr auf Grund des unverantwortlichen Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie gelegt hat.“ (Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si‘)
Unter diesen Leitworten sollte am 31. März 2020 ein gemeinsames Arbeitstreffen unseres Pfarrgemeinderates mit allen drei Kirchenvorständen stattfinden. Eine Fachreferentin von Misereor hatte ihre unterstützende Teilnahme zugesagt.
Aus bekannten (Corona)-Gründen musste - wie so vieles - dieses Treffen leider auch abgesagt werden.
Dessen Ziel war, anhand der hier aufgeführten Punkte, die durchweg einer der im nachfolgenden Text genannten kirchlichen Publikationen entstammen, im Sinne unserer Schöpfungsverantwortung für unsere Pfarreiengemeinschaft einen gemeinsamen konkreten Handlungsplan und dessen Umsetzung zu erarbeiten.
1. Schöpfungsspiritualität in Verkündigung und Liturgie verorten, Schöpfungsbewusstsein innerkirchlich
verankern, durch Bildung sensibilisieren und ermutigen
2. Gebäudemanagement umweltverträglich gestalten
3. In unserer Pfarrgemeinde nachhaltig wirtschaften
4. Kirchenland nachhaltig bewirtschaften
5. Mobilität umweltfreundlich gestalten
6. Gesellschaftspolitische (und internationale) Verantwortung wahrnehmen
Hoffen wir, dass die Entwicklungen in Folge der Corona-Pandemie es zulassen, unser Arbeitstreffen baldmöglichst nachzuholen. Die Notwendigkeit für dergleichen erscheint
aktueller den je.
Unsere Gruppe hatte sich im September 2019 mit dem nachfolgenden Text an unseren Pfarrgemeinderat gewandt und dort weit geöffnete Türen vorgefunden. Damit war dieser Initiative der Weg geebnet
„Als Teil von Gottes großer Schöpfung ist unsere Erde als Heimstatt allen hier von Gott geschaffenen Lebens durch die Folgen unseres zerstörerischen Wirtschaftens auf das Höchste bedroht. Die Klimakrise, der dramatische Verlust der Biodiversität, die Vernichtung der Wälder, die Vermüllung der Ozeane wie der Böden sind neben vielen weiteren einige der drängendsten Probleme.
Diese Bedrohungen wurden von der Wissenschaft seit langem benannt und zeigen sich immer massiver.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines grundsätzlich anderen Stils unseres Lebens, unseres Wirtschaften und eines respektvollen Umgangs mit der Schöpfung und ihren Gaben.
Doch eine Neuausrichtung scheint uns Menschen ungemein schwer zu fallen. Der Preis der befürchteten (Komfort)-Einbußen wird insbesondere bei uns in den Industrieländern von führenden Vertretern vieler gesellschaftlicher Akteure als viel zu groß erachtet.
Noch immer werden die Bedrohungen viel lieber verdrängt oder es wird behauptet, alle Probleme seien über kurz oder lang durch (bald) kommende technologische Innovationen zu beheben. Wir agieren, als seien wir unbelehrbare Zauberlehrlinge.
Die diesbezüglich zuallererst geforderten politisch Verantwortlichen verharren leider immer noch, vom dominierenden Primat unserer Wirtschaft beeindruckt, in Untätigkeit. Unsere Wirtschaft ist im Mantra der Wachstumsgläubigkeit gefangen.
Doch wir - als Einzelne - sind ebenso aufgefordert, an der Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsgerichteten globalen Gesellschaftsveränderung mitzuarbeiten.
Dementsprechend können und müssen (auch) wir als Pfarreiengemeinschaft unsere Beiträge hierzu erbringen. Zudem können wir durch diesbezügliche Neuausrichtungen und Entscheidungen hilfreiche Impulse an jede/n Einzelne/n in der Gemeinde geben und damit einer weiteren Sensibilisierung und Veränderung den Weg ebnen.
Von Seiten unserer Kirche wurden diesbezüglich eine ganze Reihe an Veröffentlichungen und Initiativen auf den Weg gebracht:
Als Meilenstein ist hier als Erstes die Enzyklika „Laudato Si‘“ (2015) unseres Papstes Franziskus zu nennen. Dazu gehören die „Zehn Thesen zum Klimaschutz“ (2019) der deutschen Bischöfe, die Broschüre der deutschen Bischofskonferenz „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag – Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltige Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen“ (2018), wie die Broschüre „PFAIRRGEMEINDE“ (2018) unseres Erzbistums Köln. Das Hilfswerk „Misereor“ betreibt bspw. eine Kampagne für einen globalen Kohleausstieg.
Als weitere Veröffentlichungen möchte ich noch die Broschüren „Mit Geldanlagen die Welt verändern?“ und „Raus aus der Wachstumsgesellschaft?“ der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz nennen.
Nun ist es an uns - von der Kirchenbasis über den Mittelbau bis zur Kirchenleitung –, diese Impulse tatsächlich aufzugreifen und mit Leben zu erfüllen.
Wir als ‚AG - Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung‘ sind der Auffassung, dass die Erstellung (solch) begrüßenswerter und hilfreicher Papiere seitens der Kirchenleitung unbedingt erforderlich ist, aber nur der erste Schritt sein kann. Entscheidend ist vielmehr die Realisierung der hier genannten Empfehlungen.
Darum haben wir die Initiative zu einem Treffen ergriffen und hoffen mit Gottes Hilfe auf fruchtbringende Ergebnisse.
Wir wünschen uns, dass zukünftig die Schöpfungsverantwortung als ein Kardinal-Kriterium dauerhaft von den Gremien unserer Pfarreiengemeinschaft bei allen Fragen und Entscheidungen berücksichtigt wird.
Wir freuen uns, dass in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren schon einiges in unserer Pfarreiengemeinschaft realisiert werden konnte. Zwei Dachflächen werden für die Erzeugung von Solarstrom genutzt. Der von uns angeregte Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter befindet sich in der Umsetzung. Zunehmend werden Kaffee und andere Waren aus fairem Handel gekauft usw. Diese Beispiele machen uns zuversichtlich, dass wir gemeinsam diesen Weg nun konsequent fortsetzen werden.
Diesbezüglich angestrebte und realisierte Veränderungen sollten regelmäßig in die Pfarreiengemeinschaft hinein kommuniziert werden. Durch derartige Vorbildwirkungen könn(t)e (hoffentlich) die Bereitschaft unserer Gemeindemitglieder zu eigenen Verhaltensänderungen angeregt werden. (August 2019)“